Schüleraustausch mit Frankreich

Zum achten Mal fand in diesem Schuljahr unser Schüleraustausch mit dem Lycée Jean Moulin in Draguignan in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur statt, der als Austauschmaßnahme auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruht. Herzlicher Dank gilt an dieser Stelle der Schulleitung sowie allen SchülerInnen, Eltern und Lehrkräften, die durch ihre Unterstützung und ihren Einsatz den Austausch auch in diesem Jahr wieder ermöglicht und mitgetragen haben.
Bienvenue en France hieß es für 14 Oettinger SchülerInnen und die Begleitlehrkräfte StRin Anita Hönle und StRin Christina Niegisch bei ihrer Ankunft vor dem Lycée Jean Moulin am Sonntagmorgen gegen 9.00 Uhr, wo sie von den verantwortlichen französischen Lehrkräften sowie den Austauschpartnern mit ihren Eltern herzlich empfangen wurden. Müde von der langen Busfahrt, die bereits am Samstag, 16.03.2019, um 20.00 Uhr begonnen hatte, aber auch aufgeregt und gespannt darauf, was sie wohl erwarten würde, stiegen die deutschen SchülerInnen aus dem Bus, um ihre französischen Austauschpartner, mit denen sie bereits vorher kommuniziert hatten, zum ersten Mal „live“ zu erleben.

Nachdem sie am Sonntag Bekanntschaft mit ihren Gastfamilien geschlossen hatten, führte der erste gemeinsame Ausflug mit den französischen Austauschpartnern die SchülerInnen am Montag nach Nizza. Bereits während der Busfahrt erhielt die Reisegruppe von einem fachkundigen Schüler-Lehrer-Reiseleiterteam Basisinformationen über die südostfranzösische Hafenstadt, bevor sie erste Blicke von der Côte d’Azur erhaschen konnte und dann den Aufstieg zu den Überresten der von Ludwig XIV. 1706 gesprengten Festung Nizzas, die in eine malerische Gartenanlage eingebettet sind, wagte, um das überwältigende Panorama zu genießen und fotografisch festzuhalten. Anschließend hatten die SchülerInnen Gelegenheit, die Altstadt in deutsch-französischen Gruppen im Rahmen einer Rallye etwas besser kennenzulernen. Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen der Neustadt Nizzas, wo sich der Gruppe die Hauptstadt des Département Alpes-Maritimes von ihrer modernen Seite zeigte und sie genügend Gelegenheit hatte, die Geschäfte um die Avenue Jean Médecin zu erkunden.

Am Dienstag brachen die deutschen SchülerInnen in Begleitung ihrer Lehrkräfte mit dem Bus zu einem Ausflug nach Saint-Tropez auf. Nach der Überfahrt mit dem Schiff von Sainte-Maxime aus steuerte die Gruppe zunächst die Zitadelle an, wo ihr in einer Führung zunächst der Aufbau und die Besonderheiten der Befestigungsanlage nähergebracht wurden, bevor sie sich im in der Zitadelle befindlichen Musée de l’Histoire maritime unter Anleitung eines Fragebogens selbstverantwortlich mit der Geschichte der französischen Küstenschifffahrt vertraut machen durfte. Nach einer kurzen Mittagspause traf sich die Gruppe vor dem Musée de l’Annonciade wieder, wo StRin Hönle den SchülerInnen einen Überblick über die Geschichte des Museums und der Kunst-Szene in Saint-Tropez sowie die Kunststile des Pointillismus / Divisionismus / Neo-Impressionismus, des Nabismus und des Fauvismus gab, um sie dann auf eine eigenständige Entdeckungstour durch das Museum zu schicken, bevor die SchülerInnen die Stadt abschließend weiter erkunden durften.

Am Mittwoch besuchten die deutschen SchülerInnen vormittags den Unterricht am Lycée Jean Moulin und wurden sich dabei erster Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Schulsystemen bewusst. Nach einer kurzen Mittagspause, die die deutschen SchülerInnen gemeinsam mit ihren AustauschpartnerInnen verbrachten, brachen die Begleitlehrkräfte mit der deutschen Schülergruppe zur Abbaye du Thoronet, der ältesten und vielfach als schönsten bezeichneten Zisterzienserabtei der Provence, auf, wo ihnen im Rahmen einer Führung die mönchische Vergangenheit der im 12. Jahrhundert gegründeten Klosteranlage nähergebracht wurde und sie sich von der besonderen Akustik in der Klosterkirche, die noch heute von der Besonderheit des Goldenen Schnitts profitiert, überzeugen konnten.

Ein zweiter gemeinsamer Ausflug auf den Spuren der französischen Kultur führte die deutschen und französischen SchülerInnen und Betreuungslehrkräfte am Donnerstag nach Antibes und Grasse. In Antibes erhielt die Schülergruppe zunächst durch die Begleitlehrkräfte einen Einblick in die Geschichte und die Besonderheiten der aus einer griechischen Gründung entstandenen drittgrößten Stadt an der Côte d’Azur, die neben bekannten Museen und historischen Gebäuden auch den berühmten Jachthafen Port Vauban vorzuweisen hat; dieser ist nach dem Stadtplaner und Baumeister Vauban benannt, mit circa 1700 Liegeplätzen der größte Jachthafen der Côte d’Azur sowie einer der größten Jachthäfen Europas. Gegen 10.30 Uhr erreichte die Gruppe das in einem ehemaligen Grimaldi-Schloss befindliche Musée Picasso, dessen oberes Stockwerk Picasso sechs Monate lang als Atelier diente und das heute neben den Werken aus dieser besonders intensiven Schaffensperiode des Künstlers noch weitere Kunstobjekte beherbergt. In ihrer Mittagspause erhielten die SchülerInnen dann die Möglichkeit, sich in deutsch-französischen Kleingruppen einen Eindruck von der schmucken Altstadt von Antibes zu verschaffen. In Grasse, dem „Rom der Düfte“ (Süßkind), stand zunächst eine Besichtigung der Parfümerie Fragonard auf dem Programm; anschließend erhielten die SchülerInnen noch kurz Gelegenheit, selbstständig das Stadtzentrum von Grasse zu erkunden.

Nach der Rückkunft an die Schule fand das Abschlussfest ab 17.30 Uhr im Kantinenbereich der Schule statt, bei dem die französische Schulleitung die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft hervorhob. Die SchülerInnen stärkten sich zunächst an von ihren Austauschpartnern zubereiteten Speisen, bevor der Pot de Départ in den geselligen Teil überging, der neben interessanten interkulturellen Konversationen und Gesellschaftsspielen sogar ein deutsch-französisches Basketballspiel beinhaltete.

Am Freitag besuchten die deutschen SchülerInnen erneut vormittags den Unterricht am Lycée Jean Moulin und konnten so ihr Bild vom französischen Schulalltag weiter ausdifferenzieren. Um 13.30 Uhr stand eine Stadtführung in Draguignan auf dem Programm. Der engagierte und äußerst kompetente Referent thematisierte die Stadtgeschichte bis in die heutige Zeit und zeigte der Gruppe die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Stadt, z. B. die kleinen und großen Drachen (frz. dragon), die überall zu sehen sind. Um 14.00 Uhr wurde die Gruppe im Rathaus der Stadt Draguignan empfangen, wo Mitarbeiter des Rathauses nochmals die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft betonten und den SchülerInnen erste Einblicke in das kommunalpolitische Leben Frankreichs gaben. Im Anschluss durften die SchülerInnen noch auf den Glockenturm der Stadt steigen, um die Aussicht auf die Umgebung Draguignans genießen und das Glockenläuten aus nächster Nähe miterleben zu können. Abschließend konnten die SchülerInnen in Kleingruppen selbstständig in Draguignan auf Entdeckungstour gehen und sich auch noch einmal mit Crêpes und Macarons versorgen und stärken.

Um 21.00 Uhr hieß es dann Abschied nehmen! Viele Jugendliche hatten sich so gut verstanden, dass ihnen der Aufbruch schwerfiel. Ein Trost war nur die Vorfreude auf den bald anstehenden Gegenbesuch der Franzosen vom 30. März bis zum 05. April. Am Samstag gegen 10.00 Uhr traf man wieder in Oettingen ein, mit vielen positiven Eindrücken über Frankreich im Gepäck.

                                    Anita Hönle