Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.“ – Diese Zeilen aus dem „Vorspiel“ der Faust-Tragödie nahm der eigentlich recht witzige Theatermacher Ekkehart Voigt aus Weilmünster sehr ernst, als er in der letzten Schulwoche am Albrecht-Ernst-Gymnasium Station machte, um seine Version von „Faust. Der Tragödie ersten Teil“ zu inszenieren. So musste sich das Publikum, die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen, in seine sehr lebendige Aufführung mit einbringen. Immer wieder überraschte er sie mit Fragen und ausgewählte Schüler mussten sogar kleine Rollen im Stück übernehmen.

Die Fachschaft Deutsch hat den Theatermacher nun schon zum zweiten Mal für das Oettinger Gymnasium engagiert, um die Schülerinnen und Schüler, die sich in der Q 11 intensiv mit Goethes Faust beschäftigen müssen, diesen Literaturklassiker auf unterhaltsame Art und Weise näher zu bringen und sie so auf das Kommende vorzubereiten.

Die Rahmenhandlung für Voigts Faust-Inszenierung ist eine Schulstunde an der Schule für „Höhere Teufelei“. Hier wird gerade Goethes „Faust I“ als Lehrstück für angehende Teufel besprochen. Anhand dieses Meisterwerkes werden die Aspiranten in die Kunst der Menschenführung eingeweiht. Hier lernen sie, wie Menschen ticken. Manipulation und das Entfachen von Gier sind Grundlagen für die gehobene Teufelslaufbahn. Durch die in diesem Zusammenhang gemachten Hinweise des Theatermachers zur aktuellen politischen Lage, wurde den Schüler gleich zu Beginn der Aufführung vor Augen geführt, wie aktuell der Literaturklassiker ist.

Eingebettet in diesen Rahmen spielte der Solokünstler Ekkehart Voigt alle wichtigen Rollen der Tragödie in durchaus kurzweiliger, unterhaltsamer Art und Weise. Dabei wohnten nicht nur zwei Seelen (!) in seiner Brust, denn es gelang ihm, zwischen allen wichtigen Rollen des Stückes hin- und herzuspringen und diese mit Persönlichkeit zu füllen. Das Gretchen spielte er mit scheuem Augenaufschlag und zartem Stimmchen, den Faust mit aufrechtem Rücken, die Kupplerin Marthe mit vorgerecktem Busen, und als Teufel verdrehte er den Hals und rieb seine Hände. Als Valentin kämpfte er sogar mit einem Schwert. Zwischendurch wurde Voigt zum Teufels-Lehrer an der Schule für höhere Teufelei und erklärte seiner Klasse – dem Publikum – die perfiden Pläne des Mephisto, um die Menschen zu verderben. Dabei zeigte er zudem, dass dieses anspruchsvolle Goethestück auch voller Situationskomik steckt.

In einem anschließenden Publikumsgespräch berichtete Ekkehard Voigt von sich und seiner Tätigkeit als Schauspieler. Die Schülerinnen und Schüler stellten ganz unterschiedliche Fragen zur Inszenierung und zu den Figuren des Stückes, die er sehr ausführlich beantwortete. Dem Theatermacher war es in dem Gespräch besonders wichtig, den jungen Menschen die Botschaft des Stückes mit auf dem Weg zu geben: Liebe ist es, die die Welt im Innersten zusammenhält. Dies müssten die Jugendlichen in ihrem Leben erkennen und den Herausforderungen positiv gegenübertreten und das eigene Leben aktiv gestalten. Dabei schwanke wohl jeder Mensch zwischen guten und bösen Taten, es komme aber gerade darauf an, sich für die richtige Seite zu entscheiden. Voigt betonte, dass gerade diese Entscheidungsfreiheit des Menschen immer wieder verantwortungsvoll genutzt werden müsse.