In Zeiten von E-Mail, Whatsapp, Videokonferenzen und Nachrichten über den Schulmanager schreiben unsere A-E-Gler wohl nur noch selten einen handschriftlichen Brief. Vielleicht mal eine Postkarte aus dem Urlaub an Oma und Opa oder einen Weihnachtsgruß an die weit entfernt lebende Patentante. Aber Briefe an fremde Menschen, die über ein halbes Jahrhundert älter sind und ganz in der Nähe wohnen, nur wenige Schritte vom A-E-G entfernt?

Ja, genau das haben unsere Fünftklässler in den letzten Wochen gemacht! Die Adressaten waren die Bewohner der Senioreneinrichtungen in Oettingen und Wemding, denn die Corona-Krise trifft die Menschen dort besonders schwer. Weil sie zur Risikogruppe gehören, brauchen sie momentan besonderen Schutz, der leider mit Isolation und Einsamkeit verbunden ist. So durften die Senioren wochenlang weder ihre Partner, noch Kinder oder Enkelkinder empfangen, die sonst eine willkommene Abwechslung und oftmals der Höhepunkt des Tages sind. Und auch wenn nun eine feste Bezugsperson zu Besuch kommen darf, bleibt der Abstand, fehlen Umarmungen!
Den Ältesten unserer Gesellschaft in dieser schwierigen Situation mit Briefen eine Freude zu bereiten, ihnen Mut zu machen und ein bisschen Ablenkung zu bieten, diese Idee fanden ausnahmslos alle Fünftklässler spitze. Es dauerte nicht lang und schon trudelten die ersten Briefe bei uns Lehrern ein. Und es sollten noch viele folgen. Sie enthielten alle mehr als nur einen kurzen Gruß: „Wir wollen Ihnen zeigen, dass wir Sie nicht vergessen!“ „Bleiben Sie gesund!“ „Wir denken an Sie!“ Die Absender formulierten liebevolle Worte, gute Wünsche, legten Gebasteltes, Fotos und Bilder bei und gaben auch sehr viel Persönliches preis. Denn auch für die Schülerinnen und Schüler ist der Alltag in Corona-Zeiten ohne Freunde und Großeltern, ohne die gewohnten Abläufe des Schulalltags, ohne Schwimmbad, Kino und mit Masken ein anderer.

Schließlich übernahmen unsere „Postbotinnen“ Natalia Ott aus der Klasse 5e und Johanna Lißmann aus der 5a stellvertretend für die gesamte Jahrgangsstufe die schöne Aufgabe, einen großen Berg kreativ gestalteter Briefe zum Seniorenheim in Oettingen zu bringen. Heike Haji, die Leiterin der Einrichtung, und Christina Lutz nahmen die Briefe vor dem Seniorenheim entgegen, zeigten sich sichtlich gerührt und bedankten sich im Namen der Bewohner für die schöne Überraschung. Auch Regina Kalteis kann an die Bewohner des Seniorenheimes in Wemding zahlreiche Briefe an die Bewohner übergeben. Hier brachten Hannah und Anne Bodenmüller aus der 5d einen großen Umschlag voller Briefe im Namen ihrer Mitschüler vorbei.
Der gute alte Brief, handgeschrieben und liebevoll verziert, erweist sich in diesen turbulenten Zeiten als Medium, das Generationen verbinden kann. Vielleicht der Anfang einer schönen Tradition auch über die Corona-Zeit hinaus?