„Die Welt ist gegen mich – Das ist krass!“ – so lautet der Refrain eines Sprechgesangs, der sich als „roter Faden“ durch das mobile Impulstheaterstück „KRASS! Hauptsache radikal“ des „Jungen Theater Augsburg“ zieht. Dieses wurde von dem Ensemble in Zusammenarbeit mit dem Kriminalpräventiven Rat Augsburg, dem Regionalbeauftragten für Demokratie und Toleranz der Staatlichen Schulberatungsstelle Schwaben, dem Verein ufuq.de und dem Amt für Kinder, Jugend und Familie zur Extremismusprävention entwickelt und seit mittlerweile beinahe zwei Jahren in ganz Bayern aufgeführt.

Auf Einladung der Fachschaften Geschichte und Deutsch nahm die gesamte neunte Jahrgangsstufe an einer Aufführung teil, um die Thematik „Radikalisierung von Jugendlichen“ und die damit im Zusammenhang stehenden Gefahren „erlebbar“ zu machen.

In einer sehr reduzierten und dynamischen Form des modernen Theaters mit symbolischer Kulisse, bestehend aus den Requisiten der Turnhalle, gelang es den drei Schauspielern, die verschiedenste Rollen einnahmen, die Jugendlichen gute 60 Minuten in ihren Bann zu ziehen. Mit ausgesprochen deutlicher Körpersprache und Mimik, der Begleitung durch moderne Rap-Musik, der musikalisch-rhythmischen Umsetzungen von Textteilen und auch Gewaltszenen konnten die sehr überzeugend agierenden Schauspieler die Nöte ihrer Figuren eindringlich verkörpern.
Ausgangspunkt für die Handlung – dies erfuhren die Schüler später in den Workshops –waren die realen Biographien von Jugendlichen, die in radikale Szenen verschiedener Spektren „abrutschten“.

Anhand der Beispiele eines jungen muslimischen Mannes, dem 17-jährigen Achmed, und einer deutschen Jugendlichen, der 18 Jahre alten Sarah, die sich beide allein gelassen fühlen und auf der Suche nach einer Perspektive für ihr Leben sind, konnten die Zuschauer nachvollziehen, wie schnell man sich für eine Sache begeistern lassen, ja verführen werden kann, sogar zu einem Weg zum IS nach Syrien. Die entgegengesetzte Route nimmt der 17-jährige Selim, der aus seiner völlig zerstörten Heimat flüchtet, um „Gerechtigkeit, Respekt und Sicherheit“ im Westen zu finden, nur um Opfer der drei anderen radikalisierten Charaktere des Stückes zu werden: die von ihren Wohlstandseltern ignorierte Musterschülerin Klaudia, der in seiner Identität zerrissene Deutsch-Türke Kai und Marco, Sohn eines alkoholkranken Arbeitslosen. Enttäuschungen durch Familie und Gesellschaft sowie das starke Gemeinschaftsgefühl und die Lust an Gewalt sind, wie die Zuschauer erfahren, Gründe für ihre Radikalisierung.

Das bedrückende Stück endet mit originalen Tonaufnahmen der Jugendlichen, deren Biographie Ausgang für das Stück waren, bzw. mit Aussagen ihren Angehörigen. Gleichzeitig stellen diese Zitate auch eine Warnung für die jungen Zuschauer dar, sich radikalen Gruppierungen anzuschließen.
In den anschließenden 90-minütigen Workshops, die von Theaterpädagogen geleitet wurden, konnten die Schüler ihre Eindrücke und Gedanken weiter vertiefen und sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen. Dank gebührt dem engagierten Team sowie dem Förderverein des AEG und dem Elternbeirat, die den Schülern diese „krasse“ Konfrontation mit dem Thema ermöglicht haben.