Bei strahlendem Sonnenschein machten sich 26 Schülerinnen und Schüler mit ihren Begleitlehrern Pfarrer Paul Sattler, Günther Schmalisch und Sabine Voigt zur diesjährigen Studienfahrt nach Siebenbürgen auf. Seit 2006 gehört diese Fahrt nun schon zum festen Bestandteil des Schuljahres und ist nach wie vor ein Highlight sowohl für die Jugendlichen als auch die Begleitlehrer, die auch nach so vielen Fahrten die Reise nach wie vor gerne anbieten und begleiten.
Fast 400 Jugendlichen konnte so auf interessante und nachdrückliche Art und Weise ein Teil deutscher Geschichte und Kultur vor Ort vermittelt werden, der in den Lehrplänen so gut wie nicht vorkommt, die 800 jährige Tradition der Siebenbürger Sachsen im heutigen Rumänien. Die wechselvolle Geschichte dieses Landstrichs begegnete der Reisegruppe in besonderer Weise während der etwa 22 stündigen Anreise. Vor Schloss Schönbrunn in Wien vermittelte Pfarrer Sattler erste Informationen zur Bedeutung der Länder Österreich, Ungarn, Deutschland und Rumänien für die Heimat der Siebenbürger Sachsen. So wurden er und seine Großmutter im selben Haus, aber in verschiedenen Ländern geboren, da Siebenbürgen erst seit 1919 zum heutigen Rumänien gehört.
Maria Theresia, für die das Schloss Schönbrunn in der heutigen Gestalt Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, verlieh am vom 2. November 1775 Siebenbürgen seine weitgehende Autonomie, 1867 kam es im Rahmen der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn unter die Herrschaft der ungarischen Reichshälfte.

Eine bewegte Geschichte, deren Vermittlung so bei einem nächtlichen Spaziergang in Budapest und der zweiten Station der Reise die passende Fortsetzung fand. Auf eine Rundweg, flanierten die Oettinger zunächst durch die Vaci utca, die weltbekannte Einkaufsstraße Budapests, sie standen vor dem Café Gerbeaud, einem ebenso berühmten Kaffeehaus und erhielten die wichtigsten Infos zu diesem Juwel der Budapester Altstadt, gingen schließlich über die Kettenbrücke, die älteste von neun Brücken über die Donau. Auch ihre Entstehungsgeschichte birgt manche Kuriosität. Auch das fehlende Teil der mächtigen Brückenlöwen, weswegen sich der Bildhauer aus Scham in die Donau gestürzt haben soll, wurde von drei Schülern schnell gefunden. Sie hatten sich damit einen Preis verdient, den sie am folgenden Vormittag auch erhalten sollten. Über die Elisabethbrücke ging es dann zurück zum Bus, und die Reise wurde Richtung rumänischer Grenze fortgesetzt.

Die meisten übermannte dann doch der Schlaf während der Fahrt durch die schnurebene ungarische Puszta. Die gut zweihundert Kilometer zogen sich bis in den Morgen und die Sonne war schon lange aufgegangen, als endlich die Grenze erreicht war und die Reisenden rumänischen Boden unter den Füßen hatten. Auch schon zur Tradition der Fahrt gehört es, dass, während sich die Jugendlichen, begleitet von Günther Schmalisch, in der Wechselstube mit genügend Lei eindecken, Pfarrer Sattler und unseren Fahrern Alfred und Werner rumänische Salami und Brot besorgen, dass dann als Begrüßungssnack im Bus allen hervorragend mundete. Schon bald merkten alle, dass sie gewissermaßen in eine andere Welt eintauchten und vor allem die herrliche Landschaft genossen, die so einen Reichtum von engen, dicht bewaldeten Schluchten, romantischen Tälern und unendlichen Weiten mit sanften Hügeln in schneller Abfolge bietet.

Auf einer Anhöhe mit grandioser Fernsicht steht eine kleine Bude, in der unter anderem köstliche Baumstriezel oder kürtös kalács gebacken werden. Auch dies ist eine feste Anlaufstelle während der Fahrten geworden und die drei schlauen Jungs erhielten nun ihren Gewinn, und sie ließen sich ihn schmecken. Nach einer weiteren Stunde Fahrt waren alle froh, als das Hotel Belvedere, hoch über Klausenburg endlich erreicht war. Nach dem Beziehen der Zimmer gab es erstmal Zeit zum Erholen, bevor Pfarrer Sattler anhand einer Karte die Reise des vergangenen Tages und der weiteren Woche erklärte. Schließlich machten sie alle auf, um in Klausenburg Hunger und Durst zu stillen.

Etwa 270 Stufen ging es dafür hinab und später dann auch wieder hinauf, was schon einiges an Kondition verlangte und so mancher eben einverleibten Kalorie wieder den Garaus machte. Die Sonne ging als feuerroter Ball unter und ein anstrengender, aber gleichzeitig eindrucksvoller und inhaltsreicher Tag ging zu Ende. Die Begleitlehrer freuten sich, dass alle der tollen Gruppe die Reisestrapazen problemlos überstanden hatten.

„Da gibt es cooles Internet!“, so die fast euphorische Feststellung einiger Jungs. Warum ist dies so bemerkenswert? Weil sie ca. 120 Meter unter der Erde getroffen wurde. In den Rieser Nachrichten war fast zur gleichen Zeit in einem Interview zu erfahren, dass bis 2023/24 man sich darum bemüht,  möglichst überall schnelles Internet in Deutschland und auch im Donau-Ries Kreis zur Verfügung zu stellen. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen mal in Rumänien informieren, wie man das macht, denn hier steht uns überall schnelles Internet zur Verfügung, eben auch 120 Meter unter der Erde in der Saline Turda. Nach einem ausgiebigen Frühstück waren wir nämlich am zweiten Tag dorthin aufgebrochen und erlebten eine faszinierende Welt aus Salz. Bis 1932 wurde dort mit einfachsten Mitteln Salz abgebaut, bis es sich nicht mehr lohnte, obwohl die Vorkommen so groß sind, dass man die gesamte Menschheit viele Jahrzehnte damit versorgen könnte. Boden, Wände, alles aus Salz, und wer wollte, konnte auch mal davon kosten. Im Lauf der Jahrhunderte wurde so gewaltige unterirdische Hohlräume geschaffen. Heute ist ein regelrechter Freizeitpark tief unter der Erde entstanden, mit Riesenrad, Minigolf, Theater und vielem mehr, sogar ein kleiner See, auf dem man Boot fahren kann. Feuchtigkeit und Luftbewegungen haben die Oberfläche der Salzwände zu geformt, dass sie wie Marmor erscheinen. Insgesamt ein mehr als beeindruckendes Erlebnis.

Beeindruckend war auch immer wieder wie abwechslungsreich sich die Landschaft auf der Fahrt zeigte.  Diese führte zum nächsten Halt in Tirgu Mures, wo Pfarrer Sattler einige interessante Erlebnisse aus seiner Jugend zu berichten wusste. Es wurde deutlich, dass man schon damals mit „Fake news“ arbeitete. Beim Auftritt des Staatsführers Nicolae Ceaușescu hielt sich der Jubel der zwangsweise einbestellten Jugendlichen nach stundenlangem Warten in der gleißenden Sonne sehr in Grenzen. Im dazugehörigen Fernsehbericht, wurde am Abend aber enthusiastischer Jubel durch Einspielungen vorgetäuscht. Es ist fast schon ein Ritual, dass die Begleitlehrer in einem kleinen Hinterhof in Tirgu Mures sich die besten Langos weit und breit schmecken lassen und dazu auch die Jugendlichen einladen. Einige sind der Einladung auch diesmal gefolgt und haben es nicht bereut.

Anschließend ging die Fahrt weiter durch das herrliche Siebenbürger Land, Richtung Schäßburg. Auf dem Weg dorthin wurden die berühmten roten Zwiebeln aus Turda am Wegesrand feilgeboten und es ging vorbei an einer Farm, auf der Pfarrer Sattler als Schüler mit anderen abkommandiert war, um mehrere Wochen Hopfen zu pflücken oder Obst zu ernten.

Besonders in Schäßburg wurden die Jugendjahre von Pfarrer Sattler wieder lebendig, denn hier verbrachte er, nahe seinem Heimatort Schaas seine Schulzeit. Auf dem Weg zur berühmten Bergkirche, begegnete uns ein weiterer berühmter Siebenbürger Sachse. An der Büste von Herrmann Oberth erläutere Günther Schmalisch, wie bedeutet dieser Raketenpionier für die Raumfahrt insgesamt und besonders für das Mondlandeprogramm der Amerikaner in den 60er Jahren war. Treppen verfolgen uns während der gesamten Fahrt, so auch in Schäßburg. Diesmal ging es eine ganz berühmte Treppe nach oben, nämlich die 174 Eichenstufen der Schäßburger Schultreppe, die zum Josef Haltrich Gymnasium führt und die Pfarrer Sattler jeden Tag bewältigen musste. Ein sportliches Programm, das man absolvieren muss, um nicht nur zum Gymnasium, sondern auch zur oberhalb der Schule gelegenen Bergkirche zu gelangen.

Die drittgrößte Hallenkirche Transsilvaniens beherbergt unter anderem zahlreiche Altäre aus den umliegenden Gemeinden, so auch den aus Schaas, der Heimatgemeinde von Pfarrer Sattler und auch das Taufbecken, über dem er getauft wurde. Ein Altar weist eine künstlerische Besonderheit auf, denn auf ihm ist ein Hund dargestellt, der auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist. Ganz Mutige wagten sich auch in die Krypta, in der noch Verstorbene aus vergangenen Zeiten zur letzten Ruhe gebettet sind. Mut brauchte man in vergangenen Zeiten auch bei der Durchquerung des Geisterwaldes, in dem Räuber nicht selten Kaufleute und Handwerksburschen um ihren verdienten Lohn brachten. Im sicheren Bus, bestens chauffiert von unserem Fahrer Alfred hielt sich der Nervenkitzel durchaus in Grenzen.

Die Sonne war fast untergegangen als wir am Fuße der Karpaten unser nächstes Ziel, den Ort Rosenau gleich neben Kronstadt erreicht hatten, von wo aus wir am nächsten Tag zu neuen Taten aufbrechen wollten.

„Wer ständig glücklich sein möchte, muss bereit sein, sich oft zu verändern.“ Mit dieser Weisheit des Konfuzius, begrüßte Pfarrer Sattler die Mitreisenden am dritten Tag in Siebenbürgen. „Mut zur notwendigen Veränderung zeichnet nicht nur unser Schulkonzept am A-E-G aus, sondern soll auch euer Leben prägen“, meinte er, während sich die Gruppe nach Kronstadt aufmachte. „Dazu gehört unter anderem auch, dass man bereit ist, aus der Geschichte zu lernen, um nicht populistischen Hetzern, die in der Gegenwart Schüler sogar zur Denunziation von Lehrern aufrufen und außer Parolen keine Lösungen anbieten können, anheim zu fallen.“ Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, stand im Zentrum dieses Tages. Zunächst in Kronstadt, wo in der imposanten Weberbastei an einem Modell der Stadt deutlich wurde, wie wichtig die Gemeinschaft war, um im durch die Stadtmauer geschützten Innern seine Identität und eben auch die deutsche Sprache über viele Jahrhunderte erhalten zu können. Vom Reichtum vergangener Tage zeugt auch heute noch die berühmte „Schwarze Kirche“, die größte gotische Hallenkirche zwischen Wien und Istanbul, die ihren Namen einem Stadtbrand von 1689 verdankt. Der Reichtum drückt sich neben der größten europäischen Sammlung orientalischer Teppiche, die Kaufleute zum Dank für ihre glückliche Heimkehr der spendeten,  der größten schwingenden Glocke Rumäniens, auch in der größten mechanischen Orgel des Landes, der in Berlin gefertigten Buchholzorgel, aus. Wie wichtig der Zusammenhalt war und ist, belegen die vielen Zunftbänke. Die Zünfte waren für die Verteidigung und Sicherung der Stadt von existenzieller Bedeutung, waren sie doch jeweils für einen Abschnitt der Stadtbefestigung verantwortlich.

Veränderung war auch vor 500 Jahren nötig, als Martin Luther und in Siebenbürgen Johannes Honterus die Reformation durchführten und gleichzeitig damit verbunden die Bedeutung von Bildung in Schulen betonten. Sich eine Meinung bilden können, eigenverantwortlich Denken und Handeln können, setzt Bildung voraus. Deswegen legten sie Wert darauf, dass alle Menschen eine Schulbildung erhalten können. Damals eine gewaltige Veränderung, die unser Leben bis heute prägt. Und auch heute zeichnet sich gerade in den Kirchen wieder die Notwendigkeit von Veränderungen deutlich ab, diskutierten die Teilnehmer unterhalb des Honterusdenkmals und vor dem Honterus-Gymnasium, in dem bis heute Deutsch die Unterrichtssprache ist. 


Den Mut nicht verlieren und die Kraft zum ständigen Neuanfang benötigten die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder. Dass sie dieses vor allem aus ihrem Glauben bezogen, belegen die vielen Kirchenburgen Siebenbürgens. Eine davon, die in Honigberg, stand am Nachmittag auf dem Programm der Reisegruppe. Näherten sich Feinde, zogen sich die Bewohner mit ihrem Hab und Gut in diese Kirchenburg zurück und überstanden so die Belagerung, die oft Wochen und Monate dauern konnte. Deswegen  hatte jede Familie Vorratskammern gefüllt, es gab eine Schule für die Kinder, Handwerker konnten Arbeiten verrichten, bis die Feinde wieder abgezogen waren. Im Mittelpunkt der Burg und auch des Lebens stand die Kirche, der Glauben der Menschen, aus dem sie die Kraft zum ständigen Neuanfang, zur dauernden Veränderung zogen.

Wie sich eine Gegend verändert und immer noch mehr Hotels, Geschäfte und Restaurants entstehen um Touristen anzulocken und Geschäfte zu machen, erkannten die Oettinger bei der Fahrt auf die Schullerau, hoch über Kronstadt. Im Winter ein belebtes Wintersportgebiet, im Sommer ein geschätzter Luftkurort, der neben Reiten, Quadfahren und anderem eine Vielzahl von Aktivitäten bietet. Den Jugendlichen genügte schon ein einfacher Spielplatz um Spaß zu haben, bevor es dann zum Abschluss durch die Karpatenwälder und das Bärengebiet wieder nach Rosenau zurückging. Obwohl immer wieder vor Bären gewarnt wird, da sie immer mehr die Scheu vor Menschen verlieren und auch in die Ortschaften kommen, haben wir keinen von ihnen zu Gesicht bekommen, oder sollen wir lieber sagen, zum Glück?

Am nächsten Morgen hingen dunkle Wolken über den Karpaten als wir uns von Rosenau in Richtung Hermannstadt aufmachten. Im Unterschied zu den ersten Tagen zeigte sich das Siebenbürger Land nun vollkommen flach und eben. Es erinnerte an das heimatliche Ries, auch wegen den vielen Kartoffeln, die hier angebaut, meist noch in Handarbeit geerntet und oft direkt am Straßenrand verkauft werden. Als unser Fahrer Alfred kurz anhielt, um sich einen Sack zu sichern, kamen einige Jungs auch auf die Idee, das Ackergold mit ins Ries zu nehmen. Bei der weiteren Fahrt durch das Land erlebten wir auch ursprüngliche Landstriche, etwas abseits der Ballungszentren, wo insbesondere die Hirten ihrer Arbeit nachgehen. Man mag sich an die Weihnachtsgeschichte erinnern, wenn man sie mit ihren Tieren in den Weiten des Landes und ihren einfachsten Behausungen sieht. Auch damals waren Hirten die Ärmsten unter den Armen und nahezu Ausgestoßene und gerade ihnen wird die frohe Botschaft als erste verkündet.


Von vergangenen Zeiten und auch von der Vergänglichkeit berichten auch die Ruinen des Zisterzienserklosters in Kerz, das wir als erstes Ziel am Mittwoch ansteuerten. In dem schmucken Dorf ist der 1241 begonnene Bau der in Europa am weitesten östlich gelegenen Zisterzienserabtei nur noch als Ruine erhalten, außer dem Chor, der heute als evangelische Kirche genutzt wird. Nach einem Rundgang feierte die Gruppe in der Kirche eine kurze Andacht, in der Pfarrer Sattler einige Gedanken zur Tageslosung und dem wahren Reichtum, der nicht im materiellen Besitz zu finden ist, weitergab. Nach dem Choral „Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren“, begleitet von Günther Schmalisch an der Orgel, setzten wir die Reise fort.

Scheinbar hatte der Gesang die Sonne so verzückt, dass sie aus den Wolken hervorkam und fortan mit echtem Bilderbuchwetter den Tag zu einem Bilderbuchtag werden ließ, denn es stand einer der absoluten Höhepunkte der Reise kurz bevor, die Fahrt auf der Transfogarascher Hochstraße. Die Passstraße ist die zweithöchste Straße Rumäniens und führt bis auf 2042 Meter weit über die Baumgrenze. Mühelos lenkte Alfred unseren Bus durch die zahllosen Haarnadelkurven. Mittlerweile war der Himmel strahlendblau und völlig wolkenlos und die Sicht nach unten und oben war einfach grandios. Allen wurde schnell klar, warum diese Straße als eine der schönsten Hochgebirgsstraße der Welt gilt. Sie endet auf der Nordseite am Balea See. Aus ihm werden jeden Winter Eisblöcke geschnitten, um damit ein Eishotel nebst einer Eiskirche zu bauen. Wo sich viele Touristen einfinden, wird auch viel feilgeboten, aber Bärenschinken und Bärenwurst bekommt man sicher eher selten. Hier werden diese Köstlichkeiten neben vielen anderen inmitten einer einzigartigen Bergwelt angeboten.

Wie die Fahrt bergan, so ist auch die Fahrt talwärts ebenso ein einzigartiges Erlebnis, weil die Straße mit ihren vielen Serpentinen fast bis ans Ende von oben einsehbar ist. Wieder im Tal angekommen stoppten wir noch an einem modernen Forellenzuchtbetrieb, der ebenfalls von einem Siebenbürger Sachsen aufgebaut wurde.
Schließlich warteten die letzten Kilometer bis zu unserem Tagesziel, Hermannstadt. Und bei der Einfahrt in die Stadt wurde allen der enorme Kontrast zum Beginn des Tages deutlich. Jetzt drängten sich riesige Einkaufscenter dicht an dicht am Stadtrand. Welch ein Unterschied zu den ärmlichen Hirtenbehausungen vom Vormittag. Dieser Kontrast ist es, der einem in diesem Land fast auf Schritt und Tritt begegnet. Im Hotel Apollo wurden die Zimmer bezogen, bevor alle diesen wunderbaren Tag mit einer ersten Erkundung der wohl schönsten Stadt Siebenbürgens abschlossen.

Vor dem Stadtrundgang stand am vorletzten Tag dann ein Rundgang durch alle Teile Rumäniens. Möglich ist die im Astra-Freilichtmuseum ganz in der Nähe von Hermannstadt. Es ist Europas größtes seiner Art. Auf über 100 Hektar sind Gehöfte, Mühlen und andere Gebäude aus allen Landesteilen wiederaufgebaut, die auf 10 km Fußwegen erkundet werden. Ein aktuell beherrschendes Thema ist die Frage nach alternativen Formen der Energiegewinnung. Beim Rundgang wurde allen klar, dass bereits die Generationen vor uns viel dazu erkannt und entwickelt haben, denn eine Besonderheit auf dem Museumsgelände sind die verschiedenartigen Mühlen. Mit Ausnahme von Gezeitenmühlen wird dabei jede bekannte Art der traditionellen Energiegewinnung gezeigt. Auch wie man mit Wasserkraft arbeiten kann, wird an vielen Beispielen vermittelt. Viele biblische Aussagen konnten den Jugendlichen gleich zu Beginn deutlich gemacht werden. So hatte ein Joch, von dem z.B. der Prophet Jeremias spricht, noch keiner von ihnen gesehen. Auch das Wort aus Lk. 9,62: „Wer seine Hand an den Pflug legt und siehst zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“, konnte am entsprechenden Pflug aus alten Zeiten verständlich gemacht werden. Überhaupt lernten die Jugendlichen beim Rundgang viel, was zum Überleben in früheren Zeiten notwendig war, und vielleicht in Zukunft auch wieder notwendig wird. So erklärte Pfarrer Sattler das Prinzip verschiedener Pressen zur Ölgewinnung und an der entsprechenden Station mit zahlreichen Traubenpressen und Keltern verdeutlichte Günther Schmalisch, wie man aus Trauben Wein gewinnen kann. Auch zahlreiche Techniken Materialien aus der Natur zum Decken von Dächern, zum Bauen von Zäunen und vieles mehr, konnte vor Ort erkannt und verstanden werden.

Daneben konnten die Schüler auch die typisch Bauweise der Häuser der Siebenbürger Sachsen, die mittlerweile auch mit einigen Exemplaren im Museum vertreten sind, bestaunen. Wir konnten eines, das ursprünglich im Ort Kleinschelken stand, auch betreten. Pfarrer Sattler stellte in der Küche, der „guten Stube“ oder dem Keller das tägliche Leben der Siebenbürger Sachsen anschaulich dar. Schließlich standen wir dann im selben Moment zweimal vor dem gleichen Haus? Wie das geht? Ein Bild verrät die Lösung.


Durch Michelsberg , einem typisch sächsischen Dorf, führte dann der Rückweg nach Hermannstadt. Bekannt war der Ort früher durch seine vielen Obstplantagen, vornehmlich Kirschen. Leider sind diese heute ziemlich verwildert, wie sich alle mit eigenen Augen überzeugen konnten. Ein besonderer Moment folgte dann für einen unserer Mitreisenden. In Heltau steht das Geburtshaus der Mutter von Fabian. Keine Frage, dass wir einen Stop einlegten und mit ihm die Adresse aufsuchten. Die freundliche Besitzerin lud ihn sogar ein, das Anwesen und Haus von innen zu besichtigen. Ein sicher besonderer Moment für ihn.

Etwas Besonderes ist auch der Wochenmarkt in Hermannstadt mit seiner unglaublichen Vielfalt und Farbenpracht. Von dort aus begannen wir den kleinen Stadtrundgang durch die schönste Stadt Siebenbürgens über die „Lügenbrücke“, die auch dieses Mal nicht zusammenbrach, weil lauter ehrliche Menschen auf ihr standen. Ständig beobachtet von den „Augen der Stadt ging es über den „Kleinen Ring“ zum großen Bruder, die ganze Schönheit leider nicht zu erkennen war, da ein großes Zelt und einige Fahrgeschäfte wegen des „Oktoberfestes“, das auch hier seit einigen Jahren gefeiert wird, die Sicht versperrten. Den Abschluss des Rundganges und gleichzeitig des offiziellen Programms bildete dann der Besuch der orthodoxen Kirche. Eine solche hatte noch keiner der Jugendlichen vorher jemals betreten. Die Pracht der Malereien im Inneren rief großes Staunen bei allen hervor. Insofern ein würdiger offizieller Abschluss dieser Bilderbuchreise, denn am folgenden Tag wird schon wieder die Heimreise angetreten.

Aber vorher – das muss einfach sein – wurde ausgiebig über den Hermannstädter Wochenmarkt spaziert. Allein dieser ist schon die Reise wert. Die Farben, Gerüche, Mengen an Gemüse und Obst, die Auswahl in den vielen kleinen Läden um den Markt herum, in denen es einfach alles gibt und der Besuch des „Käsetempels“, einfach einmalig. Wer einmal ein Verkäuferseminar besuchen möchte, der sollte bei den Leuten auf diesem Markt in die Lehre gehen. Die wissen, wie man verkauft, so dass man am Schluss meist dreimal so viel nach Hause schleppt, als man ursprünglich vorhatte.
Geschleppt haben wir tatsächlich einiges, aber im Bus war genügend Platz. Noch einmal genossen wir die wunderbare Landschaft Siebenbürgens bei der Fahrt über Deva, Arad und dann über die Grenze nach Ungarn. Dort ein letztes „Muss“ der Reise: Die Gulaschsuppe in der Tanyacsárda in Lajosmizse. Ein kulinarischer Abschluss einer einmaligen Reise, die hoffentlich für viele nicht einmalig bleibt.