75 Abiturientinnen und Abiturienten wurden in diesem Jahr am Oettinger Albrecht-Ernst-Gymnasium aus der Schule verabschiedet. Es war vieles anders als sonst, und lange war nicht klar, in welchem Rahmen, ob mit oder ohne Eltern man diesen einmaligen Moment im Leben der Absolventen durchführen kann. Schließlich war es nicht das fürstliche Schloss, sondern die geschmückte Schulturnhalle, in die die festlich gekleideten Abiturienten mit gebührendem Abstand einzogen. Dort warteten je zwei Eltern bzw. im gemeinsamen Haushalt lebende Angehörige in den in Dreiergruppen eingeteilten Stuhlreihen.

Der Festakt begann mit einem Gottesdienst, zelebriert von Stadtpfarrer Ulrich Manz, Pfarrer Paul Sattler sowie den beiden Abiturientinnen Sabrina Kogler und Johanna Fischer. Sie packten ein Geschenk an die Abiturienten aus, das vier Symbole enthielt: Die Figur „Geborgen“ von Dorothea Steigerwald, Steine und ein Kreuz, einen Anker und ein Kletterseil. Nachdem die beiden Abiturientinnen ihre Gedanken dazu formuliert hatten, zitierten die beiden Pfarrer abwechselnd passende biblische Worte dazu und machten deutlich, wie wichtig Geborgenheit, das Kreuz bzw. der Glaube in schweren Stunden, wenn der Weg steinig wird, aber auch der feste Halt und das Vertrauen im Leben sind.

Nach dem eindrucksvollen Gottesdienst begrüßte Schulleiter Günther Schmalisch die Gäste, unter ihnen auch Bürgermeister Thomas Heydecker, die ehemalige Schulleiterin Claudia Langer und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen-Volksbank Ries, Bernhard Ströbele, als Ehrengäste. Er gedachte zu Beginn auch der vor zwei Jahren verstorbenen Paula Reichenbach, die sich jetzt ebenfalls über ihr Abitur freuen würde. Ihr Bild stand auf einem mit einer Rose geschmückten Stuhl. „The same procedure as last year Ms. Sophie?“ Diesen bekannten Satz aus dem Sketch „Dinner for one“ zitierte der Schulleiter zu Beginn seiner Rede und ließ die Antwort zunächst weg, denn diese müsse in diesem Jahr anders lauten: „No, not the same procedure as every year, James.“ Es habe sich eben viel verändert. Dieses und, dass A-E-G eine Fairtrade ist, nahm er zum Anlass das Wort „FAIRänderung“ neu zu buchstabieren.
„Ich wünsche euch ein festes Fundament,“ begann er mit dem Buchstaben „F“. „Zum Fundament gehört auch eine fundierte eigene Meinung, ein festes Wertesystem, eine ethische Grundhaltung“ und „gebt, wo immer ihr auch tätig sein werdet, den Schwachen unter uns eine Stimme, denn über allem steht das Recht auf Menschenwürde“, führte er dazu aus.

„Reagiert nicht nur, sondern a-giert in eurem Leben“, nannte er zum „A“. „Reagiert nicht vorschnell, weil alle es so machen, nehmt eine andere Perspektive ein und fragt euch, was kann diese Situation, diese Veränderung Gutes mit sich bringen.“ Dafür brauche man „I-nspiration“. „Macht es wie Piraten, die entern, kapern, einnehmen wollen, die neue Ideen, Phantasie, Kreativität, Teamgeist einnehmen, aufsaugen. Veränderung ist notwendig, aber ohne Mut zur Utopie kann Veränderung kaum sinnvoll erfolgen.“ Aber man dürfe nicht den falschen Propheten auf den Leim gehen. Die Messlatte lasse sich in Matthäus 7 finden, wo es heißt: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Für das „R“ in FAIR stehe die Ruhe. „In der Ruhe liegt die Kraft, deshalb Sucht die Stille und Ruhe in der hektischen Zeit, in der hektischen Welt, die so unglaublich schnelllebig ist.“ Mit der Figur „Geborgen“ als Schlüsselanhänger, dass er allen Absolventen als Geschenk überreichte und den besten Wünschen für die Zukunft, beendete der Schulleiter seine Ansprache.

In einer Videobotschaft überbrachte I.D.Erbprinzessin Cleopatra die Grüße des Fürstlichen Hauses und gratulierte insbesondere Anna Klotz, die mit 1,00 das bestmögliche Abitur geschafft hat. Traditionell erhielt sie dafür eine Medaille des Fürsten Albrecht zu Oettingen-Spielberg und einen Geldpreis. Beides überreichte der Schulleiter stellvertretend an die beste Abiturientin. „Ihr seid eine tolle Generation. Seid mutig und wagt etwas. Wichtig ist, dass ihr glücklich seid, bei dem, was ihr macht,“ gab Alexandra Hertle, die Vorsitzende des Elternbeirats dem Abschlussjahrgang mit auf den Weg, bevor sie Johanna Fischer für das zweitbeste Abitur (1,20) und Philipp Wiedenmann, Anna-Lena Hoffman, Alessandra Hofmann und Amely Wimmer (alle 1,30) für das drittbeste Abitur mit dem Preis des Elternbeirats aus.

Zum ersten Mal sprach Thomas Heydecker als Bürgermeister der Stadt Oettingen bei dem Festakt. Er legte den Abiturienten zwei Grundsätze ans Herz: „Nicht alles können wir rational entscheiden, hören Sie manchmal auch auf ihr Herz und es sind nicht die materiellen Dinge, die uns wirklich glücklich machen. Deshalb nutzen Sie Ihre Talente und setzen Sie sich für die Gesellschaft ein.“ Einer, der das schon vielfach seit Jahren beherzigt, ist Michael Sporer. Deshalb zeichnete Heydecker den Abiturienten für sein großes soziales Engagement mit dem diesjährigen Bürgermeisterpreis aus. 

Ebenfalls in einer Videobotschaft gratulierte Landrat Stefan Rößle den 75 erfolgreichen Abiturienten. Er wünsche ihnen alles erdenklich Gute für ihre Zukunft und hoffe, dass viele nach ihrer Ausbildung wieder in den Landkreis zurückkehren, denn „wir brauchen die besten Köpfe, um unsere Heimat weiter erfolgreich in die Zukunft führen zu können.“ Den Preis des Wirtschaftsförderverbandes Donauries für eine ausgezeichnete Seminararbeit übergab Schulleiter Günther Schmalisch im Namen des Landrates ebenfalls an den Abiturienten Michael Sporer.

„Die Raiffeisen-Volksbank Ries profitiert jedes Jahr von hervorragend ausgebildete Absolventen des A-E-G“, versicherte der stellv. Vorstandvorsitzende Bernhard Ströbele in seinem Grußwort. Den Preis der Bank für eine herausragende Seminararbeit übereichte er an Johanna Fischer.

„Mit dem Abitur des A-E-G habt ihr einen verlässlichen Gleitschirm, der euch einen sicheren Halt auch bei Turbulenzen und in unbekanntem Terrain des Lebens geben wird,“ stellte Dr. Christian Dehlinger, der Vorsitzende des Fördervereins fest. Er zeichnete ebenfalls eine mit der maximalen Punktzahl bewertete Seminararbeit aus und überreichte den Preis des Fördervereins an Sarah Engelhardt. Zum Schluss der Ehrungen hob Musiklehrer Günter Simon die enormen Verdienste von Anna Klotz im und für das musikalische Leben am A-E-G hervor.

Dafür erhielt die Abiturientin den diesjährigen Musikpreis. Wie jedes Jahr, verabschiedeten sich mit dem Abitur eine Reihe von Abiturienten aus der SMV. Schülersprecher Timm Güthle dankte allen für ihr oft jahrelanges Engagement zum Wohl der Schüler und der ganzen Schule und überreichte ihnen ein Präsent.

Als letzte traten dann die beiden besten Abiturientinnen ans Rednerpult. „Einen sicheren Freund erkennt man in einer unsicheren Situation.“ Dieses Zitat von Cicero stellte Anna Klotz an den Beginn ihrer Ansprache. Sie dankte allen, „die uns geholfen haben, die Ziellinie trotz der besonderen Umstände zu überqueren.“ Den berühmten aber falsch zitierten Seneca Ausspruch: „Non scholae, sed vitae discimus“, stellte Johanna Fischer zunächst richtig. Tatsächlich müsse es heißen „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“, was im Rückblick durchaus für viele Unterrichtsstunden zutreffe.

Auf den zweiten Blick stimme er aber nicht mehr, denn gerade bei Auslandserfahrungen im Schüleraustausch, bei Studienfahrten wie der Abifahrt, die sie als „schönste Woche der Schulzeit“ bezeichnete, und vielen anderen Gelegenheiten „haben wir tatsächlich viel für das Leben gelernt.“ Auch, dass der Tod, das Leben plötzlich beenden könne, gehöre zu den schmerzlichen Erfahrungen. „Es waren oft die kleinen Dinge wie Hilfsbereitschaft, Respekt, Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung, die für unser Leben wertvoll sind. Lasst und das hier Gelernte mit auf unseren Lebensweg nehmen.“ Sie dankte am Schluss allen Wegbegleitern am A-E-G, die dazu beigetragen haben, dass die Absolventen nun mit Recht sagen können: „Non scholae, sed vitae discimus.“
Das Ensemble des Additums Musik und der Musiklehrer Günter Simon und Petra Hanke, das mit mehreren Stücken den Festakt bereichert hatte, bildete mit einem „Freudentanz“ einen passenden Abschluss der Verabschiedungsfeier.