Traditionell laden jedes Schuljahr zwei Schülergruppen ihre Mitschüler:innen in der Passionszeit zu einer Andacht ein. Nach einigen digitalen Varianten fand sie dieses Jahr endlich wieder in der Aula statt. Diesmal stand das Hungertuch, das misereor für 2023 veröffentlich hat, im Zentrum.

 

Doch was ist überhaupt ein Hungertuch? Schon vor mehr als tausend Jahren wurden von Aschermittwoch bis Karfreitag das Kreuz und der Blick auf den Altar mit einfachen Tüchern verhüllt. Somit konnte man den Priester und den schmuckvollen Altar nicht mehr sehen, was als „Fasten mit den Augen“ galt. Auf den Tüchern, die daher als Hungertuch bezeichnet wurden, befanden sich früher Bilder, die den Menschen Geschichten aus der Bibel erzählten. Heutzutage, wo jeder die Bibel selbst lesen kann, übermitteln die Hungertücher wichtige Botschaften, die wir alle hören, sehen, bedenken und besprechen sollen.

Emeka Udemba, der Künstler des diesjährigen Tuches, hat eine ganz besondere Collage erstellt. Die Erde wird von vier Händen gehalten. Man erkennt, dass es Hände von verschiedenen Menschen sind. Ihre Hände berühren vorsichtig die Erdkugel, lassen ihr aber auch Spielraum. Ist die Kugel noch sicher gehalten oder fällt sie und verliert die Balance? Wird sie kippen wie vielleicht unser Klima?

Worte auf einzelnen Zeitungsschnipseln fallen ins Auge und regen zum Nachdenken an:

Die Erde ist ein Geschenk Gottes an den Menschen, aber kein Wegwerfgeschenk, mit dem er alles machen kann, was er will, bevor es in der Mülltonne landet. Sie ist dem Menschen anvertraut, ein kostbares Geschenk, das er hegen und pflegen muss, damit es in dem guten Zustand bleibt, in dem es am Anfang war, und so an die nächsten Generationen weitergegeben werden kann.

Eindrucksvoll präsentieren die Schüler:innen der Klassen 7a und 7d mit Religionslehrerin Anita Hönle ihre Gedanken den Jahrgangsstufen 5-7, die Schüler:innen der Klassen 8c und 8d mit ihrem Lehrer Korbinian Schäfer den höheren Jahrgangsstufen. Dabei hat die Klasse 8c im Rahmen des Kunstunterrichts mit Lehrerin Frau Rudewig sogar das besondere Werk von Emeka Udemba nachgebaut und mit ihren Wortgedanken erweitert.

Besonderer Dank geht an das Vororchester unter der Leitung von Günter Simon sowie an Musiklehrer Thomas Bähr, die die Andacht musikalisch sehr bereichert haben.

Andreas Mack und Korbinian Schäfer für die Fachschaften Katholische Religionslehre und Evangelische Religionslehre.