An einem Freitag im Oktober empfing das Albrecht-Ernst-Gymnasium ungewöhnlichen Besuch: Den Mitgliedern der SMV stellte die bekannte Züchterin Claudia Kontny aus Brombach in zwei Etappen ihre edlen Hunde aus höchstem Adel vor: Die Linie „von Adora“ leitet sie vom lateinischen Verb „adorare“ d.h. „anbeten“ ab, es handelt sich danach also um Hunde „von anbetungswürdiger Schönheit“. Dem entsprechend sorgten die dreijährige Zuchthündin Delany von Adora und der nicht für die Zucht eingesetzte fünfjährige mächtige Rüde Joy aufgrund ihres eindrucksvollen Auftretens zunächst für großen Respekt bei den Vertretern der Oberstufe. Die meisten Berührungsängste legten sich aber zusehends, als Joy, nach Aussage seiner Besitzerin der „Clown“ und beste „Verkäufer“ für die Hunde ihrer Zucht, mit seinen 45 Kilogramm ohne Leine in der Aula seine Runde durch die Schülerschaft machte, um von möglichst jedem seine Streicheleinheiten zu erhalten. Die „Diva“ Delany von Adora zeigte sich zunächst hoheitsvoll zurückhaltend und demonstrativ gelangweilt am Geschehen in der Aula, schien mehr die dort aufgestellte Orgel zu bewundern als sich für das Menschenpublikum zu erwärmen. Auch sie taute aber auf, als die Vertreter der Unterstufe an der Reihe waren: Man war in der letzten Stunde in den Pausenhof gewechselt, wo sich beide Tiere schnell mit den Kindern anfreundeten und sich von ihnen bereitwillig an der Leine führen ließen oder sogar ohne Leine mit ihnen herumtobten. Es war nicht zu erkennen, wem das Spielen mehr Spaß machte, den Hunden oder den Kindern.

Die Ausführungen der Züchterin zum Wesen der Riesenschnauzer als ideale und ebenso verspielte wie temperamentvolle Familienhunde fanden so unmittelbar Bestätigung. Frau Kontny betonte freilich auch die Eigenwilligkeit dieser Rasse, die ihren sehr eigenen Kopf habe und klare Aufgaben und Regeln brauche. Ursprünglich züchtete man den Riesenschnauzer im süddeutschen Raum als Treiber der Viehherden, oft begleitete und bewachte er im Münchener Raum Brauereigespanne, was ihm auch den Namen „Bierschnauzer“ einbrachte. Seit 1913 wird die Rasse zuchtbuchmäßig geführt, 1925 wurde sie als Diensthund u.a. im Polizeidienst anerkannt. Daneben eignet sich der Riesenschnauzer auch als Therapiehund; über entsprechende Erfahrungen berichtete Frau Kontny mit konkreten Beispielen für den Einsatz: Die Hunde gehen ohne Scheu, völlig vorurteilslos und unvoreingenommen mit jedem Menschen um, der ihr Wesen respektiert, können dadurch auch den Zugang zu traumatisierten Personen schaffen. Damit sei der Riesenschnauzer auch für den Einsatz als Schulhund qualifiziert, der an mehreren Gymnasien Bayerns bereits mit sehr positiven Erfahrungen eingesetzt wird, nicht als Therapiehund, sondern im Rahmen einer tiergestützten Pädagogik.

Initiiert wurde die Veranstaltung vom Fachleiter für Latein Manfred Pausch, der 2022 in Pension geht, aber möglicherweise an die Schule zurückkehren will – nicht als Lehrer für Latein und Deutsch, sondern mit seiner Riesenschnauzer-Hündin Helena von Adora als Führer eines Schulhunds. Die nötige Qualifikation muss durch eine eigene Ausbildung mit verschiedenen Prüfungen für Herr und Hund erworben werden, außerdem sind die Zustimmung aller wichtigen schulischen Gremien und das Erstellen eines Einsatzkonzepts und Hygieneplans mit Verhaltensregeln nötig. Derzeit ist Helena ist mit ihren fünf Monaten noch zu jung für den Einsatz, gilt noch als „Hunde-Kleinkind“, aber im Schuljahr 2022/23 könnte sie vielleicht der erste Schulhund am A-E-G werden. Ein „Team Schulhund“ wurde bereits von sechs Lehrerinnen und Lehrern gegründet.