Anna-Lena Titze (Q12) berichtet über ihren Aufenthalt im Land der aufgehenden Sonne

Es war schon lange ein Traum von mir, einmal in das Land der aufgehenden Sonne zu reisen. Als ich dann ein Austauschprogramm für zwei Wochen nach Japan entdeckte, bewarb ich mich sofort und war überglücklich, als ich dann auch als eine der 20 Teilnehmer/innen gewählt wurde.

Da das Programm vom deutschen Jugendherbergsring ausging und auf einem gegenseitigen Austausch beruhte, kamen die Japaner zuerst für eine Woche nach Deutschland in die Jugendherberge Sayda/Sachsen. Dort trafen sich dann alle deutschen und japanischen Teilnehmer und wir unternahmen viel zusammen. Unter anderem gingen wir in die Kletterhalle und in ein Bergwerk. Auch bekamen wir einen kleinen Sprachkurs, in dem wir ein wenig Japanisch lernten und die Japaner Deutsch. Das Gelernte konnten wir dann gleich anwenden. Der Abschied fiel allen sehr schwer, denn wir hatten in der kurzen Zeit schon viele Freundschaften geschlossen. Daher stieg auch die Vorfreude auf den Gegenbesuch in Japan.

Am 07.10.2017 war es dann endlich soweit: Die deutschen Teilnehmer trafen sich alle am Frankfurter Flughafen und nach einem 11-stündigen Flug kamen wir endlich an unserem Zielort Okinawa an. Vom dortigen Flughafen machten wir uns gleich auf den Weg in die Jugendherberge in Naha, die Hauptstadt Okinawas. Es war eine riesige Umstellung vom kalten Deutschland in das so ziemlich durchgehend 38 Grad heiße Okinawa zu kommen und wir packten alle sofort unsere kurzen Sachen aus. Wir wurden super freundlich empfangen und erfuhren, dass ein zweitägiges Stadtfest gerade angefangen hatte. Wir teilten uns in Kleingruppen auf, die von den Japanern, die auch in Deutschland waren, angeführt wurden. So erkundeten wir die Stadt und durften auch bei dem Tauziehwettbewerb mitmachen. Dies ist eine alte Tradition Okinawas, bei der West- gegen Ostokinawa antritt, indem sie mit einem 200 Meter langen Seil aus Reisstroh, das bis zu 43 Tonnen wiegen kann, konkurrieren. Am Abend gab es ein riesengroßes Feuerwerk, das bestimmt 10 Minuten ununterbrochen durchging.

Wir hatten ein super Programm: Wir gingen unter anderem Schnorcheln, machten eine Wasserwanderung (bei der man von einem 5 Meter hohen Felsen springen musste) und besuchten eine Karateschule, bei der wir das erste Kata beigebracht bekamen. Einer der Höhepunkte war jedoch, als wir am Wochenende immer zu zweit in eine Gastfamilie kamen und das japanische Leben wirklich miterleben konnten. Meine Familie nahm uns sehr freundlich auf und auch die Sprachbarriere konnte dank Google-Übersetzer überwunden werden. Als wir dann am Abend zusammen essen gingen, musste natürlich etwas Peinliches passieren. Unsere Gastmutter bestellte für mich und meine Freundin „kalte Soba-Nudeln“. Diese waren sehr dünn und mussten erst noch in eine Sauce getaucht werden….und das mit Stäbchen! Es war daher kein Wunder, dass sie uns andauernd herunterrutschten. Unsere Familie war schon am Lachen, da kam auch noch die Bedienung und legte uns wortlos zwei Gabeln auf den Tisch, woraufhin alle noch mehr lachten. Natürlich bekamen das dann auch die Nachbartische mit, die allesamt mit einstimmten.

Wir erlebten viele tolle Sachen mit unserer Gastfamilie, die sich wirklich Mühe machte und uns so viel wie möglich bieten wollte. Wir bekamen sogar eine eigene Kalligraphiestunde mit der Lehrerin unserer Austauschpartnerin. Dort lernten wir mit Pinsel und selbst angerührter Tinte die Kanji für „Traum“ und „Mond“ zu zeichnen. Auch töpferten wir einen Shisa, eine Sagengestalt, die vor bösen Geistern fernhalten soll. Er ist ein Wahrzeichen Okinawas und man sieht diese Statuen überall auf der Insel.

Leider war die Zeit wie immer viel zu schnell vorbei und wir machten uns auf zu unserem nächsten Ziel, der japanischen Hauptstadt: Tokio. Dort verbrachten wir zwei Tage, bevor wir den Heimflug antraten. Es war eine wirklich große Umstellung zu dem ruhigen und heißen Okinawa, das wir von den vorhergehenden Tagen gewöhnt waren. Das Wetter in Tokio war dem unseren mit etwa 12 Grad schon ähnlicher, als das subtropische Kima auf der Insel. Doch was mich sehr überraschte war, dass in den Straßenbahnen alles ruhig und geordnet war und sich niemand vordrängelte, obwohl in einer Bahn mindestens doppelt so viele Menschen waren wie in München an einem sehr geschäftigen Tag. Wir besuchten am Nachmittag ein Gebäude und fuhren dort in den 46. Stock. Von dort hatte man eine super Aussicht über Tokio und man sah weit und breit nur Gebäude, bis auf einen großen grünen Fleck. Hinter diesem verbarg sich ein Wald (mitten in der Stadt!) und dort stand auch ein Schrein, den wir danach zusammen erkundeten. Der Flug ging sehr früh am nächsten Tag und (zu) bald sind wir wieder in Deutschland angekommen.

Der Austausch war wirklich wunderschön und ich würde am liebsten sofort wieder nach Japan gehen! Ich habe so viele tolle Erfahrungen sammeln können, die Kultur kennengelernt und vor allem eine Menge an neuen Freundschaften geschlossen.