„Mensch, wo bist du?“

So rief Gott die ersten Menschen nach dem Sündenfall. Sie wollten sein wie Gott und wurden dadurch ganz auf ihr sündiges Menschsein zurückgeworfen. „Mensch, wo bist du angesichts der ganzen Katastrophen, Hungersnöte, Kriege, Klimafragen… auf der Welt?“, fragten einige Schülerinnen zu Beginn der diesjährigen Passionsandacht für die Mittelstufe und machten die brisante Aktualität dieser Frage deutlich. Ihren Ursprung in der Sündenfallgeschichte erfuhren die Andachtsbesucher in einem Schattenspiel, das ebenfalls Schüler der 8. Klassen zusammen mit Religionslehrerin Anita Hönle vorbereitet hatten. Im Mittelpunkt der Andacht stand dann das diesjährige MISEREOR-Hungertuch.  Der Künstler Uwe Appold hat mit Erde aus Jerusalem gearbeitet, die den goldenen Ring und das „gemeinsame Haus“ mit der offenen Tür trägt: Im Zentrum steht die Zusage Gottes, dass seine Liebe besonders die Ausgegrenzten mitten hinein holt. Die Frage Gottes „Mensch, wo bist du?“ fordert uns heraus: Wo stehst du und wofür stehst du auf? Wer bist du? Eine Standortbestimmung. Eine Neuausrichtung. Eine Frage, die in den Kern der Verantwortung eines jeden Menschen zielt, sie stellt Gott jedem Einzelnen. Und deshalb muss sich jeder Einzelne fragen: Was mache ich gegen die Zerstörung der Schöpfung, die Ungerechtigkeit und die soziale Not? Wo stehe ich in diesem einen, gemeinsamen Haus? Machte Anita Hönle in ihrer Ansprache deutlich. Darüber nachzudenken und dann auch zu handeln bietet die Passionszeit eine gute Gelegenheit. Mit Liedern und Gebeten wurden die Gedanken der Andacht ebenfalls aufgegriffen und ausgedrückt. Nach dem Segen durch Pfarrer Sattler wurde sie mit folgendem von zwei Schülerinnen vorgetragenen Gedicht beschlossen:

„Willst du die Welt verändern, dann verändere dein Land. Willst du dein Land verändern, dann verändere deine Stadt. Willst du deine Stadt verändern, dann verändere deine Straße. Willst du deine Straße verändern, dann verändere dein Haus. Willst du dein Haus verändern, dann verändere dich.“  (Laotse)