Eigentlich war alles wie jedes Jahr, die Abiturienten waren pünktlich da, sie saßen in der Turnhalle in Reih und Glied einzeln an ihren weit auseinander gestellten Tischen, der Oberstufenkoordinator Klaus Kögel gab letzte Anweisungen, Schulleiter Günther Schmalisch wünschte allen viel Erfolg, gute Gedanken und auch gute Nerven und alle blickten auf die Uhr und fieberten dem entscheidenden Moment entgegen, an dem endlich die Aufgabenmappen der ersten schriftlichen Abiturprüfung im Fach Deutsch geöffnet werden durften. Auch, dass die Abituraufgaben einen Tag vorher in einer Schule gestohlen und kurzfristig neu gedruckt werden mussten, gab es schon öfter.

Punkt 8.00 Uhr war es dann soweit, wie immer wurden schnell die ersten Themen in Augenschein genommen. Eichendorff – Romantik, viele atmeten schon beim Lyrik-Thema auf. Auch Arthur Schnitzler war nach den letzten beiden Jahren Deutschunterricht kein Unbekannter und das Dramenthema deshalb auch eine Alternative und auch Daniel Kehlmann, den Romanautor kannten viele aus der Besprechung seiner Werke im Unterricht.  Auch die beiden restlichen Themen erschienen durchaus machbar, so war das eine oder andere Aufatmen deutlich zu vernehmen. Für manchen der 75 Absolventen bedeutete das aber auch die Qual der Wahl, sich für ein Thema entscheiden zu müssen. Bis 13.15 Uhr war dann aber genügend Zeit, bis Oberstufenkoordinator Klaus Kögel das Stoppsignal gab und die Kursleiter die Aufgaben ihrer Kursteilnehmer entgegennahmen.


Eigentlich war alles wie jedes Jahr und doch vieles ganz anders. Homeschooling, Videokonferenzen, Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen waren die Schlagworte, die das Leben insgesamt, aber auch die Abiturvorbereitung in den letzten beiden Monaten dominierten. Trotz aller nie dagewesener Widrigkeiten und Herausforderungen fühlten sich die Abiturienten gut auf die Prüfungen vorbereitet. Die Kursleiter hatten wie jedes Jahr mit ihren Schützlingen mitgefiebert, und unter diesen Umständen taten sie es noch mehr. Auch deshalb versuchten sie in den zurückliegenden Wochen alles, auch in Ferienzeiten, damit keine Frage bei den Jugendlichen offenblieb.
Sogar ein Jahrgangsfoto wurde vor der Prüfung gemacht, wie jedes Jahr und dennoch war es diesmal eine Herausforderung, musste doch der Abstand gewahrt bleiben. Es bedurfte einiger technischer Raffinesse, aber schließlich gab es doch ein Foto, wie jedes Jahr, unter Einhaltung aller Abstandsvorgaben versteht sich.
Eigentlich war vieles wie jedes Jahr und doch so ganz anders. Vor allem, wenn man über die eigentlichen Prüfungen hinausdenkt. Parallel waren immer viele „Arbeitsgruppen“ mit den Planungen von Abizeitung, Abischerz, Abiball, Abigottesdienst, Abiverabschiedung etc. beschäftigt. Und dieses Jahr? Unsicherheit, Fragen, was dürfen wir, wo dürfen wir, mit wie vielen dürfen wir… und vor allem, wann wissen wir Bescheid? Noch nie gab es diese Fragen, noch nie diese Unsicherheit und Ratlosigkeit. Eine gewisse Erleichterung konnte Schulleiter Schmalisch den Abiturienten nach einem Gespräch mit dem Elternbeirat verschaffen. Elternbeirat und Schulleitung wollen den Absolventen auf jeden Fall eine würde Verabschiedung ermöglichen und wenn nötig auch kurzfristig das organisieren, was am 17. Juli möglich sein wird und ihnen somit die Last der Vorbereitung nehmen. Aber egal was und wie, wahrscheinlich wird es auch so ganz anders sein, als die vergangenen Jahre.