Quietschende Reifen und waghalsige Fahrmanöver spielen in den aktuellen Romanen der Jugendbuchautorinnen Kathrin Schrocke und Sarah Jäger eine zentrale Rolle. Davon erfuhren einige Oettinger Schülerinnen und Schüler, als die beiden Schriftstellerinnen im November das A-E-G besuchten.

Kathrin Schrocke las dabei nicht einfach aus ihrem Roman „Immer kommt mir das Leben dazwischen“ vor, sondern stellte allen Siebtklässlerinnen und Siebtklässlern die Geschichte mit Hilfe von Soundeffekten auf eine sehr lebendige Art und Weise vor. Und so konnten die Jugendlichen die rasante Verfolgungsjagd der Polizei praktisch live erleben. Der 13-jährige Karl, die Hauptfigur der Geschichte, sitzt dabei mit weiteren Personen in einem gestohlenen VW-Bus. Aber nicht nur das: Seitdem ihm im Traum sein toter Opa erschienen ist, hat er nur einen Plan: Er möchte YouTube-Star werden. Schade nur, dass ihm und seiner Karriere immer etwas dazwischenkommt, so zum Beispiel der Umzug seiner Großmutter ins Mehrgenerationenhaus. Die Schriftstellerin beschreibt hier eigene Erfahrungen, denn der Roman entstand während Schrockes Zeit im Mehrgenerationenhaus GeKu in Essen. Von dieser aufregenden und prägenden Zeit berichtete sie dann auch dem Publikum. Lebendig wurde die Lesung auch durch die Einbeziehung der Zuhörer und ihrer Lebenswelt: Dabei ging es vor allem um die Nutzung des Youtube-Kanals und um angesagte Youtube-Stars. Kathrin Schrockes oft gesellschaftskritische Jugendromane – mittlerweile sind es über 30 – sind vielfach ausgezeichnet und auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Am bekanntesten ist aber wohl „Freakcity“ aus dem Jahr 2010, der mittlerweile verfilmt wurde.

In dem Roman „Nach vorn, nach Süden“ von Sarah Jäger geht es im Opel Corsa quer durch Deutschland. Ohne Plan, ohne Klimaanlage – immer weiter nach Süden auf der Suche nach Jo, der seit Monaten verschwunden ist. Die Suche nach ihm entwickelt sich für die Protagonisten Marie, Can und Entenarsch zu einem wilden Roadtrip durch den Sommer. Sarah Jäger, die für die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen vorlas, ist neben ihrer Schriftstellertätigkeit IHK-zertifizierte Call-Center-Agentin, ausgebildete Theaterpädagogin und umgeschulte Buchhändlerin. Der vorgestellte Roman „Nach vorn, nach Süden“ aus dem Jahr 2020 erhielt bereits einige Auszeichnungen. Auch Jäger trug ihre Geschichte ansprechend und lebendig vor und bezog die Zuhörerinnen und Zuhörer aktiv in die Lesung mit ein. So entwickelten sie zum Beispiel gemeinsam mit ihnen anhand zweier Fotografien einen interessanten Plot für eine neue Geschichte. Auf diese Weise erlebten die Schülerinnen und Schüler, wie Schriftsteller arbeiten. Wer auf diese Autorin neugierig geworden ist, kann auch ihren neuesten Roman „Die Nacht so groß wie wir“ lesen. In diesem geht es – sehr passend für Gymnasiasten – um die Nacht einer Abiturfeier einiger ehemaliger Klassenkameraden.

Die Fachschaft Deutsch freute sich sehr darüber, dass die beiden charismatischen Autorinnen trotz der Pandemie ans A-E-G kamen und sie so den Schülerinnen und Schüler eine willkommene Abwechslung bieten konnte. Gelungen ist dies aufgrund des Engagements der Stadtbibliothek Oettingen unter der Leitung von Kerstin Pflanz, die sich bei dem Förderprogramm des Deutschen Literaturfonds „Neustart Kultur“ beworben hatte. Aus diesem Grund waren die Lesungen auch kostenlos für die Jugendlichen. Dies freute die Fachschaft Deutsch umso mehr, da auch in diesem Schuljahr der bundesweite Vorlesetag, der jedes Jahr am dritten Freitag des Novembers stattfindet, aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht so umgesetzt werden konnte, wie das in früheren Jahren der Fall war.