Mein 3,5 Monate Aufenthalt in Kanada hat sich, mehr oder weniger ,aus einem großen Zufall heraus ergeben. Eines Morgens kam Herr Hüttinger, bester Laune, zum Geschichtsunterricht in unsere Klasse und stellte die Frage, wer an einem Austausch nach Kanada interessiert wäre. Meine Hand war nach dieser Frage wahrscheinlich schneller in der Luft, als ich überhaupt darüber nachdenken konnte. Kanada? Klang nach einem Abenteuer und wie für mich gemacht.

Ehe ich mich auch versah, waren die wichtigsten Dinge abgeregelt, der Kontakt zu meiner baldigen Gastfamilie geknüpft und ich stand Ende der Sommerferien aufgeregt und mit meinem Gepäck am Münchner Flughafen, auf den Weg in mein Abenteuer. Zwischen uns lagen nur noch: Knapp 9 Stunden Flug und eine große blaue Pfütze namens Atlantik.
Im Flieger wurde es mir dann doch etwas mulmig, war dieses Land ja doch ein gutes Stückchen von dem heimatlichen Bayern entfernt …

Doch nach der Landung verflog diese Sorge schneller als sie gekommen war, als mich meine Gastfamilie mit offenen Armen empfing. Koffer wurden verladen und im Handumdrehen stand ich mit meinen Gasteltern, meiner Austauschschülerin und ihren drei Geschwistern auf der Farm beim ländlich gelegen Listowel, die für die nächsten Monate mein Zuhause werden sollte .

Das Schulsystem in Kanada ist deutlich anders als das, welches wir hier in Deutschland haben. Statt täglich wechselnden unterschiedlichen Fächern hat man hier ein Semester lang (ca. 5 Monate ) die selben vier Fächer. Zuerst war ich etwas misstrauisch, vor allem da wir eine ganze Stunde Mittagspause hatten, doch nach einer geraumer Zeit begann ich das Schulsystem zu lieben. In den vier verschiedenen Kursen, die man täglich hatte, war man auch stets mit verschiedenen Leuten da es dort keine festen Klassen in einem Jahrgang gibt. Zusätzlich gab es auch Jahrgangsstufen übergreifende Kurse, was eine völlig neue, aber definitiv tolle Erfahrung für mich war. Auch die Kurse an sich waren sehr spaßig gestaltet und so , dass man sich vieles bildlich vorstellen konnte.

Drei meiner persönlichen Highlights in meiner Zeit Kanada waren zum einen ein Trip zu den Niagara-Fällen, die ich schon sehen wollte, seit ich ein kleines Kind war. Ein echter Traum ging für mich an dem Tag in Erfüllung als ich schließlich bei den weltberühmten Wasserfällen stand und schließlich auch eine Tour besuchte, welche uns in einige Höhlen führten, die hinter den Wasserfluten verborgen waren.

Das zweite Highlight war ein 10-tägiger Trip mit meiner Hostfamily in den US-amerikanischen Staat Wisconsin, in dem wir uns zum einen das State-Capitol Building ansehen oder an anderen Plätzen Einblick in die Geschichte bekamen, aber auch den großen Wasserpark oder in die Lasertag-Anlage des Hotels unsicher machten.

Das dritte tolle Erlebnis war definitiv der Schultanz, den ich mit meinen Freunden, die ebenso wie ich Austauschschüler aus anderen Ländern waren, besucht habe. Denn zu einem kanadischen Schultanz gehört nicht nur das gemeinsame Abhängen auf der Party, sondern es wird ebenso viel Wert auf die gemeinsame Zeit gelegt, die man zuvor mit dem Fertigmachen verbringt. Auch die Vorbereitungen liefen hier anders als in Deutschland, da fast alle Schüler sich daran beteiligten, den Abend so schön wie möglich zu gestalten. Ich fand diesen Zusammenhalt wirklich beeindruckend und so gelang es uns von der LDSS (Listowel District Secondary School ), einen unvergesslichen Abend zu haben.

Für mich waren diese 3,5 Monate im Ausland auf jeden Fall die richtige Wahl, nicht nur wegen eines unvergesslichen Erlebnisses, sondern auch um den Einblick in eine andere Kultur zu bekommen, vor allem aber um neue Kontakte zu knüpfen. Ich denke, für jeden der ähnliche Interessen hat oder auch Lust auf ein Abenteuer hat ist ein Austausch eine tolle Option alles in einem zu bekommen.

Livia Neuner